REPERTOIRE
Francis Poulenc: Picasso
Entoure ce citron de blanc d'oeuf informe
Enrobe ce blanc d'oeuf d'un azur souple et fin
La ligne droite et noire a beau venir de toi
L'aube est derrière ton tableau
Et des murs innombrables croulent
Derrière ton tableau et toi l'oeil fixe
Comme un aveugle comme un fou
Tu dresses une haute épée dans le vide
Unе main pourquoi pas une seconde main
Et pourquoi pas la bouchе nue comme une plume
Pourquoi pas un sourire et pouquoi pas des larmes
Tout au bord de la toile où jouent les petits clous
Voici le jour d'autrui laisse aux ombres leur chance
Et d'un seul mouvement des paupières renonce
Deutsche Übersetzung: Picasso
Umschließe diese Zitrone mit formlosem Weiß von Ei
Bedecke dieses Ei-Weiß mit einem subtilen und zarten Blau
Die Linie gerade und schwarz mag wohl von dir kommen
Die Morgendämmerung liegt hinter deinem Bild
Und die unzählbaren Mauern bröckeln
Hinter deinem Gemälde und du dein Auge starr
Wie ein Blinder wie ein Irrer
Du setzt ein großes Schwert in die leere Weite
Eine Hand warum nicht eine zweite Hand
Und warum nicht ein nackter Mund wie eine Feder
Warum nicht ein Lächeln und warum nicht Tränen
Ganz am Rande deiner Leinwand wo die kleinen Nägel spielen
Hier ist der Tag der anderen den Schatten eine Chance zu geben
Und mit einer einzigen Bewegung der Augenlider zu entsagen.
Francis Poulenc: Klee
Sur la pente fatale, le voyageur profite
De la faveur du jour, verglas et sans cailloux,
Et les yeux bleus d'amour, découvre sa saison
Qui porte à tous les doigts de grands astres en bague.
Sur la plage la mer a laissé ses oreilles
Et le sable creusé la place d'un beau crime.
Le supplice est plus dur aux bourreaux qu'aux victimes
Les couteaux sont des signes et les balles des larmes.
Deutsche Übersetzung:
Am verhängnisvollen Abhang profitiert der Reisende
Von der Gunst des Tages, vereist und frei von Geröll.
Und seine Augen blau vor Liebe, entdeckt er seine Saison
Die an allen ihren Fingern große Sternenringe trägt
Auf dem Strand ließ das Meer seine Ohren zurück
Und der aufgewühlte Sand Ort eines schönen Verbrechens.
Die Tortur ist härter für die Peiniger als für die Opfer
Messer sind Zeichen und Kugeln Tränen.
Francis Poulenc: Villon
Irrémédiable vie
Vie à toujours chérir
En dépit des fléaux
Et des morales basses
En dépit des étoiles fausses
Et des cendres envahissantes
En dépit des fièvres grinçantes
Des crimes à hauteur du ventre
Des seins taris des fronts idiots
En dépit des soleils mortels
En dépit des dieux morts
En dépit des mensonges
L'aube l'horizon l'eau
L'oiseau l'homme l'amour
L'homme léger et bon
Adoucissant la terre
Éclaircissant les bois
Illuminant la pierre
Et la rose nocturne
Et le sang de la foule.
Deutsche Übersetzung:
Unheilbares Leben
Immer geschätztes Leben
Trotz Geißeln
Und niederer Moral
Trotz falscher Sterne
Und eindringender Schlacken
Trotz zermürbender Fieber
Tiefer Verstrickung in Verbrechen
Vertrockneter Brüste dummer Gesichter
Trotz sterblicher Sonnen
Trotz toter Götter
Trotz Lügen
Morgendämmerung Horizont Wasser
Vogel Mensch Liebe
Mensch leichtherzig und gut
Erweicht die Erde
Erhellt die Wälder
Erleuchtet den Stein
Und die nächtliche Rose
Und das Blut der Menge.
Lili Boulanger: Les Reflets
Sous l'eau du songe qui s'élève
Mon âme a peur, mon âme a peur.
Et la lune luit dans mon cœur
Plongé dans les sources du rêve !
Sous l'ennui morne des roseaux.
Seul [les reflets profonds]1 des choses,
Des lys, des palmes et des roses
Pleurent encore au fond des eaux.
Les fleurs s'effeuillent une à une
Sur le reflet du firmament.
Pour descendre, éternellement
[Dans]2 l'eau du songe et dans la lune.
Deutsche Übersetzung:
Unter dem emporsteigenden Wasser der Träume
Meine Seele bangt, meine Seele bangt.
Und der Mond scheint in mein Herz,
Das in die Quellen der Träume getaucht ist.
Unter der elenden Langeweile des Schilfrohrs,
Nur die tiefe Widerspiegelung der Dinge,
Der Lilien, der Palmen und der Rosen
Weint noch auf dem Meeresgrund.
Die Blumen entblättern sich nach und nach
Auf der Widerspiegelung des Firmaments.
Um hinabzusteigen, ewig,
In die Gewässer der Träume und in den Mond.
Lili Boulanger: Le Retour
Ulysse part la voile au vent,
Vers Ithaque aux ondes chéries,
Avec des bercements la vague roule et plie.
Au large de son cœur la mer aux vastes eaux
Où son œil suit les blancs oiseaux
Egrène au loin des pierreries.
Ulysse part la voile au vent,
Vers Ithaque aux ondes chéries !
Penché œil grave et cœur battant
Sur le bec d'or de sa galère
Il se rit, quand le flot est noir, de sa colère
Car là-bas son cher fils pieux et fier attend
Après les combats éclatants,
La victoire aux bras de son père.
Il songe, œil grave et cœur battant
Sur le bec d'or de sa galère.
Ulysse part la voile au vent,
Vers Ithaque aux ondes chéries.
Deutsche Übersetzung:
Ulysse setzt das Segel im Wind,
Nach Ithaka zu den geliebten Wellen,
Mit sanften Schwankungen rollt die Welle und biegt sich.
Auf weiter See, in seinem Herzen, das Meer mit weiten Wassern
Wo sein Auge den weißen Vögeln folgt
Verteilt in der Ferne die Edelsteine.
Ulysse setzt das Segel im Wind,
Nach Ithaka zu den geliebten Wellen !
Neigendes, ernstes Auge und klopfendes Herz
Auf dem goldenen Schnabel seiner Galeere
Lacht er, wenn die Flut schwarz ist, über seinen Zorn
Denn dort wartet sein lieber, frommer und stolzer Sohn
Nach den strahlenden Kämpfen,
Den Sieg in den Armen seines Vaters.
Er sinnt, ernstes Auge und klopfendes Herz
Auf dem goldenen Schnabel seiner Galeere.
Ulysse setzt das Segel im Wind,
Nach Ithaka zu den geliebten Wellen.
Max Reger - Es schläft ein stiller Garten
Es schläft ein stiller Garten
Auf tiefstem Seelengrund;
Drin Wunderblumen blühen,
Drin klingt ein roter Mund.
Die bunten Blumen alle,
Wer hat sie nur gesteckt?
Die glühn wie Morgenröten
In Nächten aufgeweckt.
Und eine Wundermäre
Erzählt der rote Mund,
Es jubelt unvergessen
Im tiefsten Seelengrund.
Alma Mahler - Laue Sommernacht
Laue Sommernacht: am Himmel
Steht kein Stern, im weiten Walde
Suchten wir uns tief im Dunkel,
Und wir fanden uns.
Fanden uns im weiten Walde
In der Nacht, der sternenlosen,
Hielten staunend uns im Arme
In der dunklen Nacht.
War nicht unser ganzes Leben
Nur ein Tappen, nur ein Suchen,
Da: In seine Finsternisse
Liebe, fiel Dein Licht.
Richard Strauss - Die Nacht
Aus dem Walde tritt die Nacht,
Aus den Bäumen schleicht sie leise,
[Schaut]1 sich um [im weiten]2 Kreise,
Nun gib Acht!
Alle Lichter dieser Welt,
Alle Blumen, alle Farben
Löscht sie aus und stiehlt die Garben
Weg vom Feld.
Alles nimmt sie, was nur hold,
Nimmt das Silber weg des [Stromes,]3
Nimmt vom Kupferdach des [Domes]4
Weg das Gold.
Ausgeplündert steht der Strauch:
Rücke näher, Seel' an Seele,
O die Nacht, mir bangt, sie stehle
Dich mir auch.
Alban Berg - Ferne Lieder
Rosen!
Ein Zypressenhain,
Alte Brunnen fließen.
Auf dem Meer im Abendschein
Schwarze Schwalben schießen.
Aus der weißen Villa dringt
Eine sanfte Klage:
Eine Frau, die spielt und singt
Lieder andrer Tage.
Eine große Stille spinnt,
die Fontänen steigen.
Und die fernen Lieder sind
Laut geword'nes Schweigen.
Richard Strauss - Morgen!
Und morgen wird die Sonne wieder scheinen,
Und auf dem Wege, den ich gehen werde,
Wird uns, die Glücklichen, sie wieder einen
Inmitten dieser [sonne-athmenden]1 Erde . . .
Und zu dem Strand, dem weiten, wogenblauen,
Werden wir still und langsam niedersteigen,
Stumm werden wir uns in die Augen schauen,
Und auf uns sinkt des Glückes stummes Schweigen . . .
Johannes Brahms - Gestillte Sehnsucht
In goldnen Abendschein getauchet
Wie feierlich die Wälder stehn!
In leise Stimmen der Vöglein hauchet
Des Abendwindes leises Wehn.
Was lispeln die Winde, die Vögelein?
Sie lispeln die Welt in Schlummer ein.
Ihr Wünsche, die ihr stets euch reget
Im Herzen sonder Rast und Ruh';
Du Sehnen, das die Brust beweget,
Wann ruhest du, wann schlummerst du?
Beim Lispeln der Winde, der Vögelein,
Ihr sehnenden Wünsche, wann schlaft ihr ein?
Was kommt gezogen auf Traumesflügeln?
Was weht mich an so bang, so hold?
Es kommt gezogen von fernen Hügeln,
Es kommt auf bebendem Sonnengold.
Wohl lispeln die Winde, die Vögelein;
Das Sehnen, das Sehnen, es schläft nicht ein.
Ach, wenn nicht mehr in [goldne]1 Fernen
Mein Geist auf [Traumgefieder]2 eilt,
Nicht mehr an ewig fernen Sternen
Mit sehnendem Blick mein Auge weilt;
Dann lispeln die Winde, die Vögelein
Mit meinem Sehnen mein Leben ein.
Alban Berg - Schilflied
Auf geheimem Waldespfade
Schleich' ich gern im Abendschein
An das öde Schilfgestade,
Mädchen, und gedenke dein!
Wenn sich dann der Busch verdüstert,
Rauscht das Rohr geheimnisvoll,
Und es klaget und es flüstert,
Daß ich weinen, weinen soll.
Und ich mein', ich höre wehen
Leise deiner Stimme Klang,
Und im Weiher untergehen
Deinen lieblichen Gesang.
Alban Berg - Traumgekrönt
Das war der Tag der weißen Chrysanthemen, --
mir bangte fast vor seiner Pracht...
Und dann, dann kamst du mir die Seele nehmen
tief in der Nacht.
Mir war so bang, und du kamst lieb und leise, --
ich hatte grad im Traum an dich gedacht.
Du kamst, und leis wie eine Märchenweise
erklang die Nacht....